KONTROLLIERTE GEFÜHLE

In unserem Alltag gilt es als bewundernswerte Eigenschaft, unsere Gefühle unter Kontrolle zu halten. Oft meinen wir, dass gerade die Menschen, die ihre Emotionen am stärksten kontrollieren, auch diejenigen sind, die die größte innere Stärke besitzen. Meistens sehen wir dabei aber nicht, dass Menschen, die ihre Gefühle sehr stark im Zaum halten, eher dazu neigen, ihre Emotionen zu unterdrücken.

Betrachten wir einmal Kinder in ihrem alltäglichen Verhalten: Insbesondere Kleinkinder erlernen jeden Tag etwas Neues und probieren sich aus. Nicht selten geben sie dann ihre Wut ungefiltert an ihre Umwelt ab, wenn irgendetwas nicht so funktioniert wie gedacht. Von Erwachsenen erwarten wir ein anderes Verhalten. Wenn uns etwas stört, sollten wir über den Dingen stehen und innerlich und vor allem äußerlich ruhig bleiben. Doch wie weit sollte diese Anpassung gehen, wenn wir ein gesundes Maß im Umgang mit unseren Emotionen erreichen wollen?

Im Laufe ihres Lebens lernen Kinder in der Regel, ihre Impulse zu kontrollieren. Das heißt, nicht jedes Gefühl, das wahrgenommen wird, wird auch eins zu eins an die Umwelt übertragen. Anstatt also dem Spielgefährten den Bauklotz an den Kopf zu werfen, lernen sie, auf verschiedene Art und Weise mit dem Gefühl der Wut umzugehen und den ersten Impuls, den das Gefühl auslöst, zu kanalisieren. Sie lernen, trotz des wahrgenommenen Gefühls der Situation angepasst zu reagieren. Erwachsene sind häufig im Laufe ihres Lebens derart sozialisiert worden, dass der Effekt des Gefühle-Kanalisierens übertrieben wird. Wir stehen im Stau - wir bleiben geduldig. Dabei wäre es befreiend, einfach herzhaft ins Lenkrad zu beißen. Wir sind traurig, aber anstatt einfach los zu weinen, erzählen wir allen, wie gut es uns geht. Das Problem, dem wir im Erwachsenalter gegenüberstehen - zu wenig zu fühlen - ist das Gegenteil des Problems, mit dem sich Kinder konfrontiert sehen - zu viel zu fühlen.

Fühlen ist menschlich und gesund. Denn unser Gefühl zeigt uns an, ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob wir etwas in unserem Leben ändern sollten. Nutzen Sie Gefühle so wie einen guten Reiseführer: Lassen Sie sich von ihm den Weg zeigen.

 

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